Von „Komplizierter Trauer“ sprechen Wissenschaftler, wenn diese über das übliche Maß hinaus geht und die Trauernden professionelle Behandlung benötigen. Wo aber die Grenze zur normalen Verlustreaktion zu ziehen ist, ist nicht klar definiert. So besteht die Gefahr, dass Trauernde zu schnell als krank eingestuft werden.
Trauer äußert sich sehr verschieden. Zum Beispiel trauert der eine nach einem Todesfall eines geliebten Menschen weitaus länger als viele andere, ohne dass dies problematisch wäre. Manche Menschen leiden jedoch auffällig lange und intensiv unter einem Verlust. Bei ihnen tritt auch mit der Zeit keine Besserung ein. Trauerforscher sprechen dann von „Komplizierter Trauer“. Sie empfehlen professionelle Hilfe, da sich der Schmerz über den Tod eines geliebten Menschen zu einer behandlungsbedürftigen, psychischen Erkrankung ausgewachsen haben könnte. Die Definition der Komplizierten Trauer fällt aber selbst Experten schwer. Eine eher weit gefasste Begriffsbestimmung zielt auf den von der Norm abweichenden Zustand ab, den man so nicht erwarten würde. Als Kriterien gelten die besondere zeitliche Dauer und Intensität der Trauersymptome sowie die Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit in wesentlichen Lebensbereichen wie soziales Umfeld oder Arbeitsplatz. In einem gewissen Ausmaß betrifft dies jedoch jeden, der trauert.
Schwer fällt es auch dem sozialen Umfeld, die Situation richtig einzuschätzen. Es liegt nahe, sich den trauernden Menschen wieder „normal“ zu wünschen. Schnell wird dann Trauer als krankhaft eingestuft, obwohl sie keiner Behandlung bedarf. Auch das Empfinden und Ertragen von Leid ist schließlich Teil des Lebens. Gleichzeitig sollte dennoch denjenigen Menschen Hilfe zuteilwerden, die diese tatsächlich benötigen. Jeder Einzelfall muss also für sich betrachtet werden, die angesprochenen Kriterien können dabei helfen. Mit dem Thema „Komplizierte Trauer“ befasst sich ausführlich das Portal www.gute-trauer.de, das von der Verbraucherinitiative Aeternitas ins Leben gerufen wurde.




